Die Schlacht an der Katzbach (1813) ist eines der zentralen historischen Ereignisse des Liegnitzer Landes. In Ergänzung der einschlägigen Literatur, die sich mit den Einzelheiten dieser Schlacht aus verschiedenen Perspektiven beschäftigt, trägt diese Seite Zeitungsberichte des Liegnitzer Tageblattes zusammen, die auch ohne weitere Kommentare zeigen, wie dieses historische Ereignis im Bewusstsein der Bevölkerung verankert war und verankert sein sollte.




125. Jahrestag

Heute vor 125 Jahren:
Die Schlacht an der Katzbach am 26. August 1813
Ihre Auswirkungen berfreiten Deutschland von der Franzosenherrschaft

Liegnitz, 26. August 1938

Der Oberführer der Verbündeten im großen Befreiungskampf gegen Napoleon, der österreichische Fürst Schwarzenberg, war kein großer Feldherr. Er hatte drei Armeen aufgestellt: die Hauptarmee, die böhmische, 230.000 Mann stark, die Nordarmee unter dem schwedischen Kronprinzen Bernadotte, 128.000 Mann, und die 3. die schlesische Armee unter Blücher mit 100.000 Mann. Es war eine veraltete Kriegsführung, diese „Ermüdungsstrategie“, mit der man allen Ernstes glaubte, Napoleon aus Deutschland „hinauszumanövrieren“. Als auch die Voraussetzung des ganzes Planes sich als falsch erwies und der Korse sich nicht zuerst gegen Böhmen wandte, sondern sich mit dem Hauptwaffenplatz Dresden auf die Elblinie stützte, ergab sich bald eine gewisse Ziel. und Ratlosigkeit. Die verbündete Heeresleitung litt unter verhängnisvoller Vielköpfigkeit. Napoleon aber warf sich rasch entschlossen gegen den an Zahl zwar schwächsten, an Mut und Kriegswillen aber stärksten Gegner: gegen Blücher.

Am 15. August brach er von Dresden aus gegen Osten auf. Blücher zog sich zunächst zurück und wich einer Schlacht klug aus. Die Schwarzenbergische Hauptarmee, die lange Zeit nicht wußte, wo sich Napoleon befand, war erst gegen Leipzig zu marschiert. Als sie jedoch dann nach acht Tagen erfuhr, daß er sich „in der Lausitz hinter Blücher her“ befinde, bog sie nach Dresden ab. Napoleon sah nun seinen Stützpunkt Dresden schwer bedroht. Deshalb führte er sein Heer mit unerhörter Schnelligkeit zurück und lies gegen Blücher die Korps Ney und Lauriston sowie die Kavallerie-Division Sebastiani unter dem Marschall Macdonald wieter operieren.
Der französische Heerführer stieg mit dieser seiner „Boberarmee“ auf die Hochfläche von Jauer, zwischen der Wütenden Neiße und der Katzbach, empor. Er hatte die durch wochenlangen Regen stark angeschwollenen beiden Flüsse im Rücken. Das war die Gelegenheit, die Blücher sich wünschte. Er drängte zur Schlacht.

„Nun, Kinder, hab’ ich genug Franzosen herüber; nun drauf!“ rief er seinen Preußen und Russen zu, ließ im Windsturm und Regen seine Brigaden aus ihrem Hinterhalt hervorbrechen, und mit dem Bajonett ging es auf den Feind los. Neu-Bataillone und mehrere Regimenter Landwehr wurden nachgeworfen. Blücherhusaren und Kosaken hieben mit geschwungenem Säbel in fliegenden Attacken auf die überraschten Franzosen ein, während einige Stücke Geschütz die wankenden Reihen der feindlichen Reserven in einen engen Raum an den steilen Talwänden der Wütenden Neiße gepreßt, zerkartätschen. In zornigem Elan wurde das ganze Macdonaldsche Heer die schroffen Talränder hinabgestürzt. Viele Franzosen ertranken in den reißenden Fluten von Katzbach und Neiße, und was sich retten konnte, stob in wilder Flucht davon. Drei Tage später noch wurde bei Löwenberg am ebenfalls hoch angeschwollenen Bober die ganze versprengte Division Puthob, 6.000 Mann, teils in den wildgewordenen Gewässern vernichtet, teils gefangengenommen.

In einem Armeebefehl schilderte Blücher seinen Soldaten die Größe des gewonnenen Sieges: „103 Kanonen, 250 Munitionswagen, des Feindes Lazarettanstalten, seine Feldschmieden, seine Mehlwagen, 1 Divisionsgeneral, 2 Brigadegenerale, eine große Anzahl Obersten, Stabs- und andere Offiziere, 18.000 Gefangene, 2 Adler und andere Trophäen sind in Euren Händen. Den Rest derjenigen, die Euch in der Schlacht an der Katzbach gegenübergestanden haben, hat der Schreck vor Euren Waffen so sehr ergriffen, daß sie den Anblick Eurer Bajonette nicht mehr ertragen werden.“
Der Sieg an der Katzbach kam zur rechten Zeit.
An demselben 26. August hatte Napoleon über die Hauptarmee unter Fürst Schwarzenberg bei Dresden einen entscheidenden Sieg errungen und die Russen, Preußen und Österreicher aus ihren Stellungen geworfen. Der Sieg an der Katzbach aber hob die Dresdener Niederlage der Verbündeten fast auf. Er stärkte ungemein das deutsche Bewußtsein. Ohne ihn wären die kommenden glänzenden Waffentaten: bei Kulm, Dennewitz, Wartenburg und Leipzig kaum denkbar gewesen. Dresden blieb der letzte Sieg Napoleons auf deutschem Boden.
(Quelle: Liegnitzer Tageblatt voom 26. August 1938)