Die Schlacht an der Katzbach (1813) ist eines der zentralen historischen Ereignisse des Liegnitzer Landes. In Ergänzung der einschlägigen Literatur, die sich mit den Einzelheiten dieser Schlacht aus verschiedenen Perspektiven beschäftigt, trägt diese Seite Zeitungsberichte des Liegnitzer Tageblattes zusammen, die auch ohne weitere Kommentare zeigen, wie dieses historische Ereignis im Bewusstsein der Bevölkerung verankert war und verankert sein sollte.




Das Katzbachschlacht-Museum

Früher mußte man, wenn man das Katzbachschlacht-Museum von Dohnau (Kreis Liegnitz) besuchen wollte, entweder zu Fuß von Liegnitz im Katzbachtal hinauf, oder man benutzte die Liegnitz-Goldberger Bahn bis zur Station Pahlowitz und stiefelte von dort vergnügt in die Talmulde hinab, in der Katzbach und Wütende Neiße zusammenstießen und sich jenseits der letzteren jener buschige Steilrand erhebt, der in den Kämpfen am 26. August 1813 ein so bedeutende Rolle spielte. Heutzutage kan man, in der warmen Jahreszeit wenigstens, Sonntag nachmittag von Liegnitz mit dem Autobus nach Dohnau fahren. Schon hinter der Schmochwitzer Katzbachbrücke steht im Schatten alter Bäume der erste Gedenkstein; hier überschritten am Tage vor der Schlacht die französischen Divisionen Alber und Ricard den Fluß, gingen über bald wieder zurück, da sie die gegenüberliegenden Randhöhen des Katzbachtales von Kosakenregimentern besetzt fanden. Am Dorfeingang von Dohnau steigt man aus, wenn man das Museum besichtigen will. Seit 1913 flankieren zwei 9-cm-Feldgeschütze den Eingang zu dem pavillonartigen Bau, den auch ein wenig Grünanlage verschönt. Noch besser wäre es allerdings, wenn man den Museumspavillon mit einem Wäldchen umgeben würde!
1909 geschaffen, besteht es nun schon mehr als zwei Jahrzehnte. Dennoch haben noch längst nicht alle Liegnitzer es der Mühe wert gehalten, ihm einen Besuch abzustatten und sei es auch nur so im Vorbeigehen auf einige Minuten. Die Gemeinde Dohnau hält es in sehr sauberer Verfassung. Schon auf den ersten Blick fällt in dem kuppelartigen Innenraum die große Zahl der geschickt angeordneten Museumsstücke auf. Viel Kugeln, Gewehre, Säbel und viel Bilder, darunter solche, die sonst nirgendwo anzutreffen sind. Blücher hat natürlich den Vorrang; eines der zahlreichen Blücherbilder zeigt ihn als junger Kornett oder Leutnant des Regiments von Belling im Siebenjährigen Krieg. Damals war der alte knorrige Haudegen, als der er in der Erinnerung fortlebt, noch ein junges flottes Kerlchen. Auch die vielen bunten Uniformtafeln vom preußischen, russischen und französischen Heer sind ungemein interessant. Napoleon fehlt natürlich ebenso wenig wie seine Generale, die an der Katzbach so unglücklich kämpften: Ney, MacDonald, Sebastiani. Alles soldatische Gestalten, markante Köpfe, daß Gneisenau, York und der Russe Sachen auch da sind, ist selbstverständlich. Knabenhaft klein, eine Freiwilligen-Uniform, dunkelgrün mit roten Aufschlägen. Sie trug damals einer der jüngsten Kriegsfreiwilligen, der 15jährige Rabitsch, später Pastor in Falkenhain (Kr. Schönau). Unter diesem Uniformrock eine Gedenktafel an den 16jährigen Kriegsfreiwilligen Gustav Humbert, der am 29. August bei Röchlitz fiel. Reichlich hundert Jahre später wiederholte sich dies Heldentum deutscher Jugend in viel größerem Ausmaß an den Schlachtfeldern Flanderns, der Feind war derselbe wie einst. Ehemalige 6er Grenadiere finden die Büste des Grafen Ulrich Kleist von Nollendorf, im übrigen sind die Büsten nicht eben die stärkste Seite des Museums, dessen interessantestes Stück wohl der große Reliefplan des Schlachtfeldes vom 26. August 1813 ist. Wer sich für jene Schlacht näher interessiert, notiert sich die Titel der zahlreichen Bücher, die dies Ereignis ausführlich behandeln; darunter auch die Memoiren des Marschalls MacDonald.
So kann man ein halbes Stündchen verbringen, bis man alles genauer besehen hat. Zehn Pfennig Eintrittsgeld sind sicher nicht viel, keinesfalls kann man sagen, daß die Gemeinde Dohnau mit ihrem Museum, das schließlich auch unterhalten sein will, ein irgendwie fulminantes Geschäft macht. Leider wurde das Museum 1920 schwer bestohenl; als wertvollstes Museumsstück ging damals die kostbare Standuhr verloren, die Kaiser Alexander dem Fürsten Blücher schenkte. Die leere Vitrine wartet noch immer auf ihre Rückkehr. Hat man das Museum gesehen, so ist man schon in zehn Minuten an der jetzt munter dahinplätschernden Wütenden Neiße, die zuletzt Anfang November 1930 wütend war und damals unmittelbar am Fuße des historischen Steilabfalls, der stundenweit bis Brechelshof reicht und 1813 für die Franzosen so verhängnisvoll wurde, daß sie dem Ansturm Blüchers nicht standhalten konnten. Von diesem blumigen Wiesental führte sie ihr Weg unaufhaltsam nach – Leipzig.
(Quelle: Liegnitzer Tageblatt vom 21.Juni 1931)